Es war Winter und das Jahr neigte sich dem Ende entgegen. Die Kälte hielt das Land in ihren eisigen Krallen gefangen und überall lag frisch gefallener Schnee. Auf den kahlen Ästen oder Tannenzweigen, sah die Pracht aus, wie eine weiße Mütze. Der Mischwald war dicht, und nur die Tiere verirrten sich in diesen entlegenen Winkel. Nächtliche Dunkelheit hatte sich über dieser weiß-bepuderte Natur ausgebreitet. Und trotzdem konnte der aufmerksame Beobachter ein funkelndes Leuchten zwischen den verschneiten Bäumen hindurch ausmachen.
Wie kleine Sterne am klaren Abendhimmel leuchteten die zarten Lichter durch die Dunkelheit. Doch würden sich Sterne nie so bewegen, wie es diese Lichtpunkte taten. Überall flogen sie herum, wirbelten Schnee auf, der durch die Luft flog und sich wie ein feuchter Nebel verbreitete. Es war ein geselliges Gewusel, was dort vonstatten ging. Leises läuten, wie von kleinen Glöckchen, begleitete handtellergroße Flügelwesen, die sich flatternd einem Ziel näherten. Dieses Ziel war ein besonders großer Baum, in dessen Stamm sich eine große Öffnung befand, die ins Innere einlud.
Es mochten hunderte kleiner Elfen sein, die sich dort tummelten und wie Bienen, die sich ihrem Stock näherten, versuchten einen Landeplatz zu finden. Doch anstatt des gleichmässigen Brummens von Bienen, erscholl hier ein mehrtöniger Klang von Glöckchen, der immer intensiver wurde, je mehr Elfen sich dem Baum näherten. Als sie nach und nach auf einer Art Plattform landeten und ihre Flügel anlegten, verstummte das Läuten und wurde von einem leisen Gemurmel abgelöst.
Aus dem Inneren des Baumes schlug den Elfen warme Luft, sowie ein matter Lichtschein entgegen. Ein großer Saal öffnete sich vor ihnen, als sie einige, wenige Schritte weiter gegangen waren. Übereinander angeordnete Reihen von Sitzbänken verliefen in einem Rund, welches nur von einem Podest an einer Seite unterbrochen wurde. Viele Elfen hatten bereits Platz genommen und blickten, wie in einem Theater, auf die noch leere Bühne.
Langsam nahm der Strom der Besucher ab. Nur noch vereinzelnd hörte man ein Glöckchen läuten, wenn ein weiterer Elf eintraf. Alles war hier aus Holz, denn sie befanden sich schließlich innerhalb eines Baumes. An Wänden und Decken verströmten fluoreszierende Pilze ein angenehm, bläuliches Licht. Von der winterlichen Kälte außerhalb spürten die Elfen hier drinnen nichts.
Weitere Zeit verstrich, bis sich plötzlich das Licht änderte und in ein helleres gold-gelb überging. Das Murmeln der Anwesenden verstummte und auf der Bühne tat sich etwas.
Hinter einer Holzwand trat eine hochgewachsene Elfe hervor. Edel, in einen rötlich schimmernden Umhang gekleidet, mit einer zarten, goldenen Krone auf dem Haupt geschmückt und einem Zepter, aus gedrehtem Holz mit einer roten Beere an der Spitze von Gespinst gehalten, trat Königin Regiluel vor ihr Volk. Sie wurde von vier weiteren Elfen begleitet, die sich neben ihr Oberhaupt auf der Bühne verteilten. Ruhe war eingekehrt, denn die Elfen waren gespannt, als ihre Königin das Wort an sie richtete:
„Ich grüße euch, meine Freunde! Weihnachten steht vor der Tür und es wird Zeit, die Vorbereitungen dafür zu treffen.“
Erfreutes Gemurmel erscholl, denn die Elfen wussten, was nun kommen würde.
„Wie jedes Jahr erwähle ich nun jemanden aus euren Reihen, der Santa Claus bei den weihnachtlichen Vorbereitungen zur Hand gehen und ihn bei allen anstehenden Aufgaben unterstützen wird!“
Als Zeichen der Zustimmung wurde im ganzen Saal mit den Flügeln geschlagen, und das Läuten erklang. Es war immer ein großes Geheimnis, wer die Ehre bekam, Santa Claus zu helfen. Meist war es ein Elf, der sich im letzten Jahr für die Allgemeinheit hervorgetan hatte und nun bedacht wurde.
„Ich ernenne Liluel!“, sprach Königin Regiluel weiter, als wieder Ruhe eingekehrt war. „Komm zu mir nach vorne!“
Erneut brannte Flügelschlag und das läuten der Glöckchen auf. Eine Elfe erhob sich, flog in gerader Linie auf die Bühne zu und liess sich neben der Königin nieder. Regiluel hob die Hände und es wurde wieder leiser.
„Du hast dich im letzten Jahr besonders hervorgetan, in dem du viele der aufkommenden Probleme in unserer Gemeinschaften beseitigen oder abschwächen konntest. Durch Vermittlung und Gespräche ist dir dies so gut gelungen, bevor Streit und Zwietracht hervorgerufen werden konnten. Dies ist eine ganz besondere Eigenschaft, die diese Ehrung verdient.“
Regiluel schlug mit ihren Flügeln und die anderen taten es ihr nach. Als die Zustimmungen verstummten, nahm die Königin die Rede wieder auf:
„Doch dies soll es noch nicht gewesen sein. In diesem Jahr ernenne ich zwei weitere Elfen unter euch, denen die Ehre zuteil wird, Santa zur Seite zu stehen.“
Erstauntes Gemurmel erhob sich, doch Regiluel sprach weiter:
„Als Zweite ernenne ich Isiel! Komm bitte zu mir, meine Freundin.“
Auch die zweite Elfe wurde mit läutendem Flügelschlag auf der Bühne begrüßt.
„Ich danke dir recht herzlich für deine Hilfe in unserer Gemeinschaft. Du bist immer zur Stelle, wenn es darum geht den älteren Elfen unter uns zu helfen. Braucht jemand Betreuung oder Hilfe, bist du stets zur Stelle. Mit deiner Kräuterkunde hast du manchen Trank gebraut, der vielen geholfen hat. Deshalb gilt dir ebenfalls diese Ehrung zu Weihnachten!“
Lautes Flügelschlagen und Glöckchenklingeln erscholl erneut und bedachte Isiel mit viel Zuspruch.
„Und nicht zuletzt, aber als dritte Elfe benenne ich - Eliehel!“
Der verhaltene Flügelschlag und das Murmeln in der Menge drückten die Überraschung aus. Aus der vorderen Reihe erhob sich schließlich eine kleine Elfe, die zögernd auf die lächelnde Königin zutrat.
„Ja, du wirst dich sicher wundern, meine Tochter. Aber auch dir gilt mein besonderer Dank! Du hast mich im letzten Jahr in allen Belangen unterstützt, und trittst hinter mir in meine Fußstapfen, um unsere Gemeinschaft gütig und weise zu lenken und zu regieren. Das ist eine große Tat, wie ich finde und gebührt ebenso dieser Ehrung.“
Jetzt erscholl lauter werdender Flügelschlag und läuten der Glöckchen, in das die Königin, Isiel und Liluel einfielen. Eliehel war gerührt, denn ihre Wangen färbten sich in einem zarten rosa. Der Flügelschlag der Zustimmung hielt eine zeitlang an und Regiluel zog die drei auserwählten Elfen zu sich.
„Nun seid ihr drei es“, begann Königin Regiluel, als sich der Flügelschlag gelegt hatte, „die in diesem Jahr stellvertretend für uns alle, Santa Claus zur Seite stehen werden. Bereitet mit ihm zusammen für die Menschen ein unvergessliches Weihnachten vor!“
Mit diesen Worten entließ Regiluel die drei Elfen, die sich auf den Weg zu Santa Claus machten.
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Freitag, 28. November 2025
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